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Unikate aus Holz und Metall ::: Monumente des Wachstums ::: Wurzeln und Windspiele ::: Wertschöpfung aus Müll

Endlich habe ich meine persönliche Energiewende vollzogen, um mich der Bearbeitung von Holz und Metall zuzuwenden. Was bislang zu kurz kam, steigt zur Hauptbeschäftigung auf. Angestaute Vorsätze werden in zwangloser Reihenfolge in die Tat umgesetzt. Dafür wird Zeit, Entschlossenheit und Hingabe aufgewendet. Fragen über Fragen hageln auf mich nieder: Was machst du da? Was soll das werden? Wohin soll das führen? Wie soll das enden?

Da meine Hingabe gerade erst Fahrt aufgenommen hat, kann ich kaum mit Antworten dienen. Fest steht: Als Autor von Teufelswerk oder Wunderwerk will ich nicht in Erscheinung treten. Was sich hier in Abbildungen und Erläuterungen präsentiert, ist Kloeckerwerk, nicht mehr, nicht weniger. Ich fühle mich als freiberuflicher Lehrling, der sich eine Weiterbildung verordnet hat, die ihm Spaß macht. Kommerzielle Absichten treiben mich nicht an.

Hier also eine Auswahl von Entwürfen aus jüngster Zeit. Sie wird Zuwachs bekommen; daran arbeite ich bereits. Dazu mehr demnächst.

Harald Klöcker
im April 2014

Holz

Passion für außergewöhnliche Holzschönheiten

Ich schnitze weder Kochlöffel, noch Kuckucksuhren oder Herrgottsfiguren. Die Anfertigung von Nutzgegenständen für Haushalt oder Garten liegt mir fern. Bei mir kann man weder hölzerne Spielzeugeisenbahnen noch Laubsägearbeiten in Auftrag geben.
Meine Passion beginnt damit, dass mir bei Streifzügen durch die Natur ein Stück Holz auffällt. Es kann ein seltsam gewundener Ast, ein wunderliches Wurzelwerk, eine Partie Hirnholz aus dem Innern eines vom Blitz niedergestreckten Baumes sein. Immer wieder beeindruckt mich, wie virtuos Holz wachsen kann. Auch die Maserung interessiert mich, die Rinde, die Statur besonders alter Bäume.
Wenn ich damit beginne, ein Stück Holz zu bearbeiten, denke ich darüber nach, was daraus werden könnte. Ich folge keiner festen Absicht. Mein Ziel ist ungewiss. Mir schwebt eine Richtung vor, alles andere ergibt sich. Manchmal greife ich eine Idee auf, merke aber, dass es so nicht geht. Dann heißt es: mein Gegenüber abermals gründlich betrachten, sich Zeit nehmen, abwarten. Bis mir einleuchtet, wie ich mich korrigieren könnte. Es geht darum, die innewohnende Schönheit und individuelle Gestalt eines Holzes offenzulegen.

Faszination Rosmarin

Uralte Exemplare mit armdicken Stämmen und bizarr verdrehten Wurzeln interessieren mich am meisten. Solche Monumente eines jahrzehntelangen Wachstums finde ich in den erodierten Landschaften der andalusischen Provinz Almería. An seltenen Glückstagen gelingt es, ein solches Monument aus Geröll oder lockerem Boden herauszulösen. Nach einem lauten Jubilieren meinerseits beginnen die Vorarbeiten: Faulholz entfernen, störende Äste absägen, Rinde vorsichtig ablösen, Kanten und Spitzen mit der Feile glätten.
Sichtbar wird: Das Holz neigt zu zopfartigem Wuchs; verflochtene Stränge sind zu erkennen. Geradezu virtuos präsentieren sich die Wurzeln. Sie erkühnen sich zu Verdrehungen, Verknotungen, Auf- und Abschwüngen, Krümmungen, Verwirrungen. Wenn ich das Monument lange genug betrachte, wird mir klarer, wie ich es verschlanken sollte, um die allerkühnsten Bewegungen freizulegen und die natürliche Pracht des Holzes zum Vorschein zu bringen.
Meine Lieblingshölzer

Meine Lieblingshölzer

Rosmarin Steineiche Edelkastanie Hainbuche Buchsbaum Johannisbrot Efeu Walnuss Weihrauchwacholder Kirsche Schopflavendel

Metall

Wertschöpfung in Blech

Einmal fand ich auf einem Acker in Andalusien einen Kanister, über den ein schweres Fahrzeug gefahren war. Dadurch wurde er in eine Blechplatte verwandelt. Geknautscht, von Furchen und Falten durchzogen sah sie aus. Überdies hatte ihr der Rost eine ansehnliche Patina verliehen. Das Resultat gefiel mir so sehr, dass ich begann, ausrangierte Gegenstände aus Blech zu sammeln und sie zu bearbeiten.
Das Material lässt sich schneiden, biegen, stauchen, verzerren. Bravo, es fügt sich unter meinen Händen. Außerdem nimmt es Farbschichten problemlos an. Mir macht es Freude, einem nutzlos gewordenen Gegenstand, der schon in das Reich des Mülls abgesunken war, zu neuer Bedeutung zu verhelfen. Wertschöpfung nenne ich das. Die Bearbeitung von Holz ist mir vertrauter. Aber mit Blech möchte ich noch manche Waghalsigkeit ausprobieren.
Müllwende nimm deinen Lauf!

Es darf ein Kammer- oder Nachttopf, ein Suppentopf, ein Eimer, ein Kanister, ein Kehr- oder Backblech sein, auch eine Tasse, eine Sardinenbüchse, eine Spray- oder Konservendose. Jede Partydose (ehemals mit 5 Litern Bier gefüllt) ist mir willkommen, auch ein Schutzblech vom Fahrrad, eine Blechtrommel, ein Deckel, eine Feldflasche, ein Henkelmann. Solche weggeworfenen Persönlichkeiten finde ich im Gestrüpp von Bahndämmen, auf Rheinwiesen, überwucherten Brachflächen, an Waldrändern, auf Spielplätzen, in Parks, im Unterholz. Sie alle dürfen verbeult, zerkratzt, zerfurcht, vom Gebrauch verschlissen sein. Sind sie von Rostflecken befallen, angerostet oder durchgerostet? Das könnte sich als interessant erweisen. Am liebsten ist mir prächtig in Richtung Patina gereifter Rost mit gelben Einsprengseln, Flechten- oder Moosbesatz.
Im Prinzip kann jeder am Rheinufer angeschwemmte Kinderwagen ein Kandidat für die Verwandlung in ein höheres Wesen sein. Oder ein Blechnapf. Oder ein Rollator. Oder die demolierte Stoßstange eines Autos. Manchmal spült der Rhenus fluvius ein halbes Fahrrad oder ein zerquetschtes Bierfass an. Ein Eimer ist ein Eimer, eine Partydose ist eine Partydose, ein Ofenrohr ist ein Ofenrohr. Von wegen! Entscheidend ist, was man daraus macht. Schwerter zu Pflugscharen übersteigt meine handwerklichen Fähigkeiten. Aber Nachttopf zu Propeller, Gießkanne zu Maske, Partydose zu Windspiel ist mir schon gelungen; auch Kugelgrill zu Monstervisage.

Leichtes Spiel für Wind und Sonne

An diesem Ensemble aus Blech dürfen sich Wind und Sonnenlicht spielerisch betätigen. Ihm genügt eine Brise. Schon dreht es sich, übt sich in tänzelnden Bewegungen. Mir gefällt, wie es auf der Brise balanciert, ihr nachgibt, sich von ihr beschwingen lässt. Weht der Wind beherzter, beginnt es zu schlingern. Bei Starkwind schaukelt es so ausgelassen, dass man fürchtet: Es taumelt, gleich stürzt es zu Boden.
Mäßigt sich der Wind, fällt es zurück in legere Schwünge. Es baumelt aus, dreht sich kaum noch. Wenn dann tiefstehendes Sonnenlicht auf seine Flanken scheint, entsteht der Eindruck: Jede Farbe leuchtet auf, um die andere zu übertrumpfen. Gold, Bronze, Kupfer drängen sich vor. Auch Silber und Blau wollen sich zeigen. Spielt das Licht mit den Farben? Oder die Farben mit dem Licht?
Beides wäre mir recht. Ich will nur zuschauen und mich daran erfreuen, was hier gespielt wird.

Wenn die Idee das Blech verbiegt

Eigentlich helfe ich nur nach. Sieh an: ein durchlöchertes Kuchenblech, ein in den Wald geworfener Toaster, Ruinen einer Gulaschkanone, ein geheimnisvoll verstümmelter Briefkasten. Stahl und Eisen würden mich überfordern, aber beim Blech lange ich hin. Schere, Hammer, Zange liegen bereit. Was soeben noch Müll war, wird zur Schau gestellt, von allen Seiten betrachtet, gedreht, gewendet. Bis der geheimnisvoll verstümmelte Briefkasten von einer Idee heimgesucht wird. Ich helfe nach.
Er wird aufgeschnitten, tranchiert, geplättet, verbogen, geknautscht, gestaucht, geknittert. Falls erforderlich wird kreativ zertrümmert. Meine Devise: Furchen und Runzeln verstärken, rostige Partien beibehalten, Patina retten. Unbedingt die verzerrten Formen gewähren lassen, gegebenenfalls die Idee auf halber Strecke nachbessern. Bis der Augenschein zu verstehen gibt, dass die Verwandlung gelingen könnte.
In jedem Fall muss noch bei den Farben nachgeholfen werden. Nicht plump anstreichen! Mit gefühlvoll eingesetzten Farben der Idee Nachdruck verleihen, sie unterstützen. Grundierung, darüber die nächste Schicht, trocknen lassen, dann noch eine Schicht oder zwei. Das verstärkt Konturen, bekräftigt Schattenwürfe und Kanten, lässt Furchen abgründiger erscheinen. Kobaltblau schillert von unten, darüber schimmert ein sumpfiges Grün. Die rostigen Risse umgibt ein Hauch von Bronze. Dellen und Wellen tendieren zu Kupfer. Wenn jetzt wohlfeiles Abendlicht auf den Briefkasten von einst scheint, möchte man ihn beglückwünschen: Kompliment, Verwandlung gelungen.

Presse

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Die andalusische Zeitschrift Revista Vélezana…

… hat sich in ihrer Ausgabe Nr. 35 (Juli 2017) mit meinen künstlerischen Arbeiten beschäftigt und zahlreiche Werke im Bild vorgestellt. Der gesamte Artikel in spanischer Sprache kann hier als PDF → geöffnet und eingesehen werden.

Kontakt

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Harald Klöcker
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50677 Köln
Tel. 0221/325684

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Fotos: Harald Klöcker (HK), Nora B. Haase [www.noraBHaase.de], José Manuel Guillén Ruiz, Galera/Granada /Spanien (JM), Studiofotos: Fritz Thewes, Köln (FT)